Rund um Borussia Dortmund stand die bisherige Woche im Zeichen der Reifeprüfung. Unter anderem benutzte Kapitän Marco Reus den Begriff mit Blick auf die kommende Aufgabe seiner Mannschaft, dem Duell mit einem europäischem Großkaliber. Es ging natürlich das Champions-League-Heimspiel gegen Atlético Madrid. Der Gruppengegner gastierte am Mittwochabend im Signal Iduna Park.
Es duellierten sich die stärkste Offensive der Bundesliga (27 Treffer) und die beste Defensive der Primera División (5 Gegentore). Das Rennen machte das angriffslustige Team aus dem Ruhrgebiet, und wie: Durch Tore von Axel Witsel, Raphael Guerreiro (2x) und Jadon Sancho entschieden die Westfalen das Aufeinandertreffen mit 4:0 für sich.
In der ersten Viertelstunde waren es der amtierende Europa-League-Sieger aus Spanien, der im letzten Drittel gefährlicher wirkte, viel Zwingendes kam dabei aber auch nicht zustande. Dortmunds ersten gefährlichen Abschluss hatte Witsel (21. Minute) aus der Distanz, Atlético-Keeper Oblak tauchte rechtzeitig ab.
Nach einer halben Stunde war es Pulisic, der die Führung auf dem Fuß hatte. Saul Niguez spitzelte dem Richtung Strafraum sausenden US-Amerikaner bei einer Klärungsaktion gegen Hakimi den Ball in den Lauf, der Dortmunder zirkelte das Leder aus elf Metern über das Gehäuse. Auf der Gegenseite beförderte Griezmann die Kugel wenige Momente später ans Außennetz.
Die Rojiblancos agierten inzwischen allerdings weiter zurückgezogen, die Hausherren waren deutlich aktiver. Der Lohn folgte, wenn auch in der konkreten Situation mit dem Glück des Tüchtigen:
Zentral vor dem Sechzehner fasste sich Witsel erneut ein Herz und versuchte es mit einem Distanzschuss, der von Hernandez abgefälscht den Weg ins Tor fand (39. Minute). Da konnte Oblak nichts mehr ausrichten. Wermutstropfen von Durchgang eins: Thomas Delaney musste mit einer Fußblessur ausgewechselt werden.
Madrid kam forsch aus der Kabine, Dortmund eher reserviert. Der Druck mündete in eine gute Gelegenheit für Saul Niguez, der nach einer verlängerten Ecke den Ball an der Strafraumgrenze mit der Brust annahm und anschließend abzog (50.) – knapp am rechten Pfosten vorbei.
Der spanische Mittelfeldakteur hatte jetzt Blut geleckt, setzte den Ball nur drei Minuten später mit einem tollen Schlenzer von rechts ans linke Lattenkreuz. Seinen nächsten gefährlichen Schuss entschärfte dann BVB-Torhüter Bürki (56.). Die nach dem Seitenwechsel tief stehenden Schwarz-Gelben ließen den Gegner bislang zu sehr kommen.
Erst mit Anbruch der letzten halben Stunde legte der Tabellenführer der 1. Bundesliga den Hebel wieder um und verschaffte sich zumindest für einige Minuten Luft. Und noch einige Minuten später gelang sogar das wichtige zweite Tor.
Sehenswert kombinierte sich die Favre-Elf zunächst durchs Mittelfeld, der Ball landete sodann links bei Hakimi, der den in die Box gelaufenen Guerreiro – der Portugiese wurde für Bruun Larsen eingewechselt – mustergültig bediente (73.).
Nach zwischenzeitlichem Pfostentreffer von Atlético folgte sogar die endgültige Entscheidung. Wieder war es ein Jokertor und erneut kam der Assist von der Leihgabe aus Madrid (Real). Sancho musste nach Querpass nur noch einschieben (83.). Für Hakimi war es die dritte Torvorlage des Abends, er lieferte unabhängig davon eine überragende Leistung ab.
Ein Querpass vor dem Sechzehner der Gäste führte auch zum vierten Dortmunder Treffer, der Ball kam diesmal vom völlig neben der Spur fahrenden Gegner (Filipe Luis). Guerreiro nahm das Geschenk an und schnürte den Doppelpack (89.) zum 4:0-Endstand.