Borussia Dortmund
1. Bundesliga
Countdown: Borussia Dortmund

Kristian Dordevic

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Nach sieben Jahren Jürgen Klopp beginnt bei Borussia Dortmund eine neue Zeitrechnung. Der Kulttrainer nahm die bis in die Rückrunde reichende Krise zum Anlass, im Sinne des Vereins seinen Hut zu nehmen. Am Ende der Saison 2014/15 wurde mit Platz sieben und der Qualifikation für die Europa League das Optimale herausgeholt, ein DFB-Pokal-Titel zum Abschied blieb dem aktuell pausierenden Coach verwehrt.

Auf ihn folgt Thomas Tuchel, wie Klopp ein ehemaliger Übungsleiter von Mainz 05. Im Gegensatz zum abgedankten BVB-Trainer, der für pure Emotion stand, gleicht der Neue eher einem Fußballwissenschaftler. Aber nichtsdestotrotz überzeugt er bisher mit seiner offenen Art, die Resonanz in den schwarz-gelben Reihen ist überaus positiv: Gleich zu Beginn knackte der Klub im ersten Heimspiel der Saison (5:0 gegen Wolfsberger AC) mit 63.000 Besuchern den Zuschauerrekord für eine Qualifikationsrunde der Europa League.

Die Vorfreude und Erwartung, dass Tuchel den Verein zurück in die Spitzengruppe der Bundesliga führt, ist im Ruhrgebiet jetzt schon spürbar.


Stärken und Schwächen

Stärken

Offensiv wird bei den Borussen immer etwas gehen, das garantiert das hervorragend besetzte Mittelfeld. Schon im letzten Jahr gab man nach Bayern München ligaweit die meisten Torschüsse ab.

Temporeichen Umschaltfußball hat die Mannschaft unter Ex-Coach Klopp verinnerlicht, mit dem von Tuchel favorisierten Ballbesitzfußball erweitert sie nun ihren strategischen Horizont. So werden sich künftig auch gegen massiv verteidigende Gegner mehr Lösungsansätze finden lassen.

In der Abwehr bedeuteten 53 Prozent gewonnener Zweikämpfe (bei gegnerischem Ballbesitz) in der Vorsaison ebenfalls den zweitbesten Ligawert.

Schwächen

Hinsichtlich der gegnerischen Standards legten die Dortmunder häufig ein zu nachlässiges Abwehrverhalten an den Tag, anfällig waren sie vor allem nach Ecken (6 Gegentreffer). Bei eigenen Freistößen sprang im Übrigen kein direkt erzieltes Tor heraus.

Was die Klopp-Truppe in der vorigen Saison mitunter in die Krise trieb, war ihr verschwenderischer Umgang mit Torchancen. Die Quote 2014/15 ist im unteren Segment des Oberhauses anzusiedeln.


Sportliche Führung

Um Thomas Tuchel, der in der vergangenen Spielzeit ein Sabbatjahr einlegte, entstand im ersten Halbjahr 2015 ein regelrechter Hype. Vereine rissen sich um den 41-Jährigen, der Hamburger SV wähnte sich im Werben schon als Sieger. Bekommen hat ihn bekanntlich Dortmund, wo der vormalige Mainzer fortan einen dominanten Ballbesitzfußball etablieren will.

Sichtbar wurde dies schon in der Europa League gegen Wolfsberg, als lange BVB-Ballstafetten das Spiel prägten. In diesem frühen Saisonstadium fehlten teilweise aber noch die Ideen.

Ein Haus- und Hofsystem wird es in diesem Zusammenhang aber nicht geben. Tuchel steht für taktische Flexibilität, Innovation und mehrere Spielprinzipien.


Testspiele

In acht Testpartien erlaubte sich der Ruhrklub nur einen Ausrutscher gegen Bochum (1:2), alle anderen Partien endeten erfolgreich. Die überzeugendste Vorstellung lieferte das Team dabei wohl gegen Juventus Turin (2:0) ab.

Die BVB- Torschützenliste war dabei wie in der Liga von den Stars geprägt: Aubameyang (7 Tore) und Reus (4) trafen am häufigsten.


kicker-Managerspiel

Zum Pflichtkauf für jeden Manager gehört in diesem Jahr ohne Frage Julian Weigl (800.000 Euro), der in der Vorbereitung Größen wie Sven Bender oder Neuzugang Gonzalo Castro verdrängte und wohl gute Chancen auf einen Platz in der Startelf unter Thomas Tuchel hat.

Aber auch Ilkay Gündogan, der seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte und nun doch beim BVB bleibt, gehört für 3,5 Millionen Euro in diese Kategorie. Der Nationalspieler ist zwar verletzungsanfällig, Potential zum Punktegaranten ist aber ohne Frage vorhanden.

Aber auch auf Jonas Hofmann darf ein Auge geworfen werden: Der Rückkehrer aus Mainz durfte im wichtigen Hinspiel der Qualifikation zur Europa League ran, erzielte einen Treffer. Er wird sich zwar gegen namhafte Konkurrenz durchsetzen müssen, allerdings kostet er auch nur 1,6 Millionen Euro.


Fazit

"Wir sehen uns als Herausforderer der letztjährigen Top 4 ", verriet Tuchel kürzlich im "kicker", wohin die Reise führen soll. Und es macht in der Tat den Anschein, als habe der Verein die bittere Lektion des Vorjahres gelernt. Oben ist wieder mit Dortmund zu rechnen, zumal das Team dank Europa-League-Quali mit mehr Pflichtspielpraxis in die Bundesliga startet.