FC Ingolstadt 04
1. Bundesliga
Countdown: FC Ingolstadt 04

Kristian Dordevic

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Nach Darmstadt widmen wir uns im Bundesliga-Countdown 2015/16 dem nächsten Aufsteiger aus der 2. Liga, FC Ingolstadt 04. Der gut elf Jahre alte Verein, am 5. Februar 2004 mittels Fusion der Fußballabteilungen der Ingolstädter Klubs MTV und ESV aus der Taufe gehoben, feiert in dieser Saison als 54. Mitglied der Bundesliga seine Premiere im Oberhaus.

Der Erfolg des Zweitligameisters führte zeitweilig zum Brückenschlag in puncto Retortenklub-Debatte, hat der FCI doch mit Automobilkonzern Audi einen äußerst finanzstarken Partner im Rücken. Der Autobauer ist Anteilseigner der Spielbetriebsgesellschaft und – über die Immobilienverwaltungsgesellschaft – Eigentümer des 15.800 Zuschauer fassenden Audi-Sportpark (2010 eröffnet). Dessen ungeachtet mussten die Schanzer in der Vergangenheit mit einem durchschnittlichen Budget zurechtkommen und sich ihr sportliches Glück demzufolge hart erarbeiten. Auch für das Unternehmen Bundesliga winken dem Verein offenbar keine Sonderzahlungen.


Stärken und Schwächen

Stärken

Der Verein aus der jüngsten Großstadt Deutschlands war in Liga 2 um ein Offensivfeuerwerk bemüht und schoss in den 34 Partien aus allen Lagen (555 Torschüsse). Insgesamt sprangen 53 Tore heraus, was im vergangenen Jahr den Ligahöchstwert markierte. Mit 23 Treffern nach ruhenden Bällen – ebenfalls eine Bestmarke – war das Team besonders effektiv bei seinen Standards, was ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium ist. Denn gerade Aufsteigern fällt es häufig schwer, der Konkurrenz in der Beletage auf spielerischem Wege Paroli zu bieten.

Ein weiterer Topwert in der 2. Liga: 54 Prozent gewonnener Zweikämpfe markierten 2014/15 die beste Quote unter allen Zweitligisten.

Schwächen

Die hervorragende Standardstatistik hat in gewisser Hinsicht ihre Kehrseite, nämlich die durchschnittliche Ausbeute an Treffern aus dem Spiel heraus (30). Gute Ideen waren gelegentlich Mangelware, des Weiteren brauchten die Schanzer stets ihre Anlaufzeit (4 Saisontreffer in der Anfangsviertelstunde).

Auch die Staffelung im praktizierten 4-3-3-System ist verbesserungswürdig, die Taktik des hohen Anlaufens, sofern diese im Oberhaus beibehalten wird, macht das Team anfällig für Konter. Ebenso gilt es, in Sachen Lufthoheit nachzulegen – in der abgelaufenen Spielzeit fing sich Ingolstadt neun Gegentore per Kopf.


Sportliche Führung

Neben Klubpräsident Peter Jackwerth, der die Gründung des Vereins überhaupt erst möglich gemacht hatte, ist Trainer Ralph Hasenhüttl einer der Architekten des heutigen FCI. Als er das Amt im Oktober 2013 antrat, krebste der Klub auf dem letzten Tabellenplatz des Unterhauses herum. Seitdem ging es stetig bergauf. Der authentische und emotionale Österreicher, der sich in Aalen und Unterhaching die ersten Sporen als Übungsleiter verdient hatte, etablierte eine den Spielern viel abverlangende und äußerst erfolgreiche Spielweise, bei welcher der Gegner sehr früh angelaufen wird.

Unterstützt wird Hasenhüttl vom erfahrenen Co-Trainer Michael Henke, seines Zeichens zweimaliger Champions-League-Sieger als Nebenmann von Ottmar Hitzfeld (1997 und 2001). Als Sportdirektor überzeugt der ehemalige Profi Thomas Linke, der diesen Posten 2011 angetreten ist. Trotz des Beistands von Automobilriese Audi heißt es für den Manager: Gut haushalten! Ingolstadt geht mit bescheidenen 18 Millionen Euro an Etat in die Spielzeit 2015/16.


Testspiele: Durchwachsene Bilanz

Aus fünf von acht Testspielen (Torbilanz 11:5) gingen die Schanzer als Sieger hervor, unter anderem wurden Udinese Calcio und prinzipiell auch Celta Vigo geschlagen. Das Spiel gegen die Spanier wurde allerdings nach einem Handgemenge in der Schlussphase abgebrochen.

Mit drei Toren avancierte Mittelfeldmann Groß zum besten FCI-Torschützen in der Vorbereitung, auf den Plätzen folgen Brégerie, Lukas Hinterseer und Tomas Pekhart mit jeweils zwei Treffern.


kicker-Managerspiel

Bei Aufsteigern ist natürlich immer Vorsicht geboten, wer dennoch das Risiko eingehen möchte und Ingolstadt den Klassenerhalt zutraut, der findet sicherlich einige spannende Kandidaten im Kader:

Zum Beispiel Kapitän Marvin Matip, den Bruder des Schalkers Joel Matip, den es für 2,2 Millionen Euro gibt. Das Fußball-Talent scheint hier jedenfalls in der Familie zu liegen.

Auch Romain Brégerie, Neuzugang von Darmstadt, sollte man auf dem Zettel haben. Der Innenverteidiger ist ungemein kopfballstark, hat einen Stammplatz allerdings nicht sicher - hier sollte man abwarten, wer im DFB-Pokal aufläuft.

Im Mittelfeld kämpft sich derzeit Max Christianen (500.000 Euro) in die Startelf, auch Pascal Groß (2,2 Millionen Euro) werden viele Manager auf dem Schirm haben: Immerhin wurde der 24-Jährige mit 23 Vorlagen und 7 Toren aus der vergangenen Saison zum besten Scorer der 2. Bundesliga.


Fazit

"Die Freude ist größer als die Angst vor der Liga", versicherte Cheftrainer Hasenhüttl jüngst im "kicker". Um auf höchster Ebene zu bestehen, muss er seine erstligaunerfahrenen Mannen mehr denn je mit seiner Begeisterungsfähigkeit anstecken. Wenngleich das gut funktionierende Mannschafsgebilde aus dem Aufstiegsjahr zusammengehalten werden konnte, gilt der Bundesliga-Novize quasi gewohnheitsrechtlich als Kandidat für den Abstiegskampf.