Hamburger SV
1. Bundesliga
Zinnbauer auf dem Prüfstand

bengt123

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Unlängst hatte Hamburgs Sportdirektor Peter Knäbel angekündigt, in der Länderspielpause im März Gespräche mit den Spielern zu führen, deren Verträge im Sommer auslaufen. Was er dabei nicht kommuniziert hatte, war, dass auch die Zukunft von Trainer Joe Zinnbauer (Vertrag bis 2016) Gegenstand dieser Gespräche sein wird.

Der ehemalige U23-Coach führt bislang einen reinen Abstiegskampf an der Elbe, der Kreativspielern wie Rafael van der Vaart nicht gerade entgegen kommt. Momentan erfordert die Situation allerdings eine solche Spielweise. Mittelfristig - das wurde bereits öffentlich klargestellt - wollen die HSV-Bosse wieder attraktiveren Fußball in der Imtech-Arena sehen.

Zinnbauer wird in den Gesprächen, aber natürlich auch in den anstehenden Partien zeigen müssen, dass er mehr kann als nur Abstiegskampf. Andernfalls könnte sich der Club im Sommer auf der Trainerposition, die der Sportdirektor als "wichtigste Personalie
des Vereins" bezeichnet, neu aufstellen. Mit Bruno Labbadia und André Breitenreiter wurden von den Medien bereits mögliche Nachfolger ins Spiel gebracht.


Erfolgreichster Coach seit Fink

Dabei muss man berücksichtigen, dass Joe Zinnbauer die Mannschaft in einer äußerst schwierigen Phase übernommen hatte, aus der er sie nach wie vor nicht gänzlich befreien konnte. Der HSV ist nur zwei Punkte von einem direkten Abstiegsplatz entfernt, allerdings liegen die Vereine in der unteren Tabellenhälfte aktuell auch sehr eng beieinander - gerade einmal sechs Punkte trennen Platz 10 von Platz 17.

Dennoch gelang es dem 44-Jährigen, den besten Punkteschnitt (1,10) seit Thorsten Fink (1,28) - Interimstrainer nicht berücksichtigt - zu erzielen. Bert van Marwijk (0,88) und Mirko Slomka (0,89) hatten eine deutlich dünnere Ausbeute zu verzeichnen.

Knäbel hatte seinem Trainer bereits öffentlich den Rücken gestärkt, indem er bekräftigte: "Joe ist auch am Saisonende noch HSV-Trainer." Auch für die anstehenden Gespräche macht der ehemalige technische Direktor des Schweizer Fußballverbands dem Coach Hoffnung. "Joe hat die besten Karten. Er kennt die Mannschaft und den Verein. Darüber
hinaus nimmt er hier jede Situation an, ohne zu jammern, und hat bewiesen, dass er mutige Entscheidungen treffen kann." Gemeint sein dürfte, dass Zinnbauer Topverdiener van der Vaart zuletzt zweimal auf der Bank ließ.

Der Schrei nach Beständigkeit auf der Trainerposition ist groß in der Hansestadt. Außerdem musste sich der HSV mit dem Vorwurf auseinandersetzen, Unsummen an Abfindungszahlungen an seine Trainer und Manager zu verschwenden. Das Festhalten an Joe Zinnbauer, einer internen Lösung, könnte die richtige Antwort auf diese Kritik sein - doch ob die Hamburger Führung den 44-Jährigen auch als den richtigen Mann für den Umbruch sieht, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Die Entscheidung soll in jedem Fall vorerst nicht öffentlich gemacht werden und bleibt für die Fans also abzuwarten.