Mit einem breiten Lächeln posierte Lennart Karl (17) am Spielfeldrand für ein Erinnerungsfoto – in der Hand die silberne Trophäe für den Player of the Match. Beim 4:0-Erfolg des FC Bayern über Brügge feierte das Top-Talent nicht nur seinen ersten Treffer in der Champions League, sondern schrieb gleich Vereinsgeschichte: Mit 17 Jahren und acht Monaten ist Karl der jüngste Bayern-Torschütze in der Königsklasse – und löst damit Jamal Musiala (22) ab.
Der offensive Mittelfeldspieler lieferte auf der Zehn einen mutigen Auftritt ab, krönte diesen mit einem Traumtor und einem Hauch von Furchtlosigkeit. „Ich habe den Ball bekommen und bin ins Dribbling gegangen“, beschrieb Karl im Nachgang die Szene. „Der Schuss war perfekt.“ Trainer Vincent Kompany setzte den 1,68 Meter großen Spielmacher in der Champions League erstmals von Beginn an ein – und wurde prompt belohnt: „Er hat seine Chance genutzt“, lobte der Bayern-Coach. „Dass er auf diesem Level so auftritt, ist nicht selbstverständlich.“
Kompany über Karls Entwicklung: „Torgefahr kann man schwer beibringen“
Kompany stellte klar, dass Karls Leistung kein Zufall war: „Er trainiert jetzt schon sieben, fast acht Monate mit uns. Die Jungs kennen ihn und er kennt die Mannschaft. Er ist natürlich immer torgefährlich. Das kann man einem jungen Spieler nur schwer beibringen – entweder man hat es oder nicht.“ Schon in Testspielen und Trainingseinheiten habe der Offensivmann regelmäßig seine Abschlussstärke unter Beweis gestellt: „Bis jetzt hatte er ein bisschen Pech bei seinen Minuten. Heute hat er seine Chance genutzt.“
Gleichzeitig betonte der Coach, dass er von Nachwuchsspielern wie Karl keine überhöhten Erwartungen hat: „Natürlich habe ich an so junge Spieler nicht die Erwartung, dass sie Leistungsträger sein müssen, aber seine Leistung heute war solide. Dass er Tore machen kann, ist ein Grund, dass er ein Bayern-Talent ist.“
„Ich bin kein Fan von Hype, sondern von Ausbildung und Ruhe“
Als Kompany auf der Pressekonferenz nach Karls Chancen auf die WM 2026 gefragt wurde, reagierte er mit einer klaren Botschaft: „Dein Job ist es jetzt, ihn groß zu machen und zu hypen, weil er ein deutscher junger Spieler ist, der eine fantastische Leistung und ein fantastisches Tor gemacht hat. Aber ich glaube wirklich an Entwicklung.“
Der Trainer erinnerte daran, dass Karl auch schwächere Spiele hatte – etwa gegen Hoffenheim: „Das wichtigste für mich ist: Wenn er nicht gut spielt, werde ich meine Meinung über ihn nicht ändern.“ Und diese Zeit will Kompany ihm geben. „Er wird weiter die Chance dazu bekommen, aber er wird auch mal Ruhe brauchen“, so der Bayern-Coach. „Die nächsten Schritte für ihn sind Konstanz und mehr gute Spiele – und dafür braucht er Zeit.“
Karl selbst blieb nach dem Rekordabend bodenständig: „Jetzt schauen viele auf mich. Jetzt darf ich nicht aufhören, weil ich ein Tor gemacht habe.“ Seine Einstellung dürfte genau das sein, was Kompany an ihm schätzt – und weshalb das nächste Kapitel seiner Entwicklung wohl erst begonnen hat.