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Note unter der Lupe: Die Großchance

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Um ein wenig mehr Transparenz in unsere Bewertung zu bringen und damit ihr als Manager auch mal etwas mehr über die Benotung bei euren Managerspielen, die ebenfalls mit Opta-Daten arbeiten, erfahrt, wollen wir euch jede Woche einen Wert beziehungsweise eine Aktionsgruppe näher vorstellen.

Starten möchten wir mit dem Thema "Großchancen", da es ein sehr sensibles ist.

Wenn uns während der Live-Spiele die Opta-Daten erreichen, wird jede Aktion mit zahlreichen Parametern geliefert. Dies soll am Beispiel eines Torabschlusses von Nico Elvedi gegen Leverkusen einmal illustriert werden:

Als wir vor vier Jahren mit unserem Notenprojekt starteten, nahmen wir aus einer vergleichbaren Szene den Wert Big Chance heraus und deklarierten die betreffende Aktion (hier gehaltener Schuss) immer als Großchance. Im Laufe der Arbeit mit den Daten und im Zuge zahlreicher Nachfragen bei Opta , die uns seit Tag eins perfekt unterstützen, gewannen wir aber ein immer größeres Verständnis über die Datenerhebung.

Die Deklaration als Großchance ist sicher auch hilfreich für bestimmte Analysen.
Nur kommt sie in Bewertungssystemen für Managerspiele vor allem in drei Ausprägungen vor: Großchance vergeben (aufseiten des Schützen), Großchance kreiert und eingeleitet (beim Assistgeber) und Großchance gehalten (beim Torwart; den Wert beleuchten wir in einem separaten Text und erwähnen ihn im Folgenden nicht weiter).

Opta macht bei der Datenerhebung alles richtig: Eine Großchance ist laut Definition ein Torabschluss unmittelbar vor dem Tor mit freier Schussbahn und/oder einem Eins-gegen-eins-Duell mit dem Torwart (wobei nicht jede Situation so einfach zu beurteilen beziehungsweise von einem normalen Torabschluss zu unterscheiden ist). Und dementsprechend werden in Standardsystemen den Spielern auch die Werte zugeordnet.

Die Großchance-Aktionen werden in allen Bewertungssystemen inhaltlich richtigerweise meist auch mit einer höheren Gewichtung bedacht und erfordern deshalb besonders im Kontext eines Managersspiels aus unserer Sicht besondere Sorgfalt. Ihr merkt es sicher auch manchmal, wenn ihr beim Bundesligaschauen am Wochenende vor dem Fernseher sitzt und euch ärgert: "Jetzt kriegt der wieder 'nen fetten Punktabzug wegen Großchance vergeben… Ich könnte ausrasten!"

Aus diesem Grund haben wir Abfragen entwickelt, die einen Schritt weitergehen.

Entstand die Szene aus dem Spiel heraus oder nach einem ruhenden Ball (impliziert größere Zufälligkeit und wird dementsprechend niedriger bewertet)?

Kommt der Schütze zu einem kontrollierten Abschluss oder erfolgt er durch beispielsweise eine Direktabnahme? Wo genau steht der Schütze? Wird nicht verwandelt, wohin genau wird der Ball platziert: Tor komplett verfehlt? Knapp vorbei? Aufs Tor? Und wenn ja, wo genau landet der Ball? Wie war die Schussstärke?

Auf all diese Fragen finden unsere Formeln Antworten und wir erzeugen eine qualitativ aussagekräftigere Klassifikation.


Varianten Großchance kreiert und eingeleitet:

  • aus dem Spiel
  • im Konter
  • über eine Standardsituation

Im Bereich des Assistgebers ergeben sich so drei verschiedene Großchancen mit unterschiedlicher Wertigkeit. Nach welchen Kriterien und Theorien sich die zugehörigen Gewichtungen ergeben, werden wir im kostenlosen E-Book beschreiben – das ist nur was für echte Nerds.

Natürlich spielt die Art der Vorlage (zum Beispiel Vertikal- oder Querpass) dann auch noch eine Rolle, wodurch sich noch mehr Kombinationen ergeben. Aber diese Werte sind ja keine exklusiv auf die Großchance bezogenen Werte.
Die Großchance-Vorlagen-Klassifikation ist auch noch relativ einfach. Beim Schützen wird es nun etwas umfangreicher.


Ebenen Großchance vergeben:

  • Schuss weit vorbei // knapp vorbei // Pfosten/Latte // aufs Tor (zentral) // aufs Tor (in die Ecke)
  • durch Schuss // Volley // Kopfball // Fallrückzieher // anderes Körperteil
  • Abschluss direkt // kontrolliert
  • Position des Schützen dicht vorm Tor // etwas weiter weg
  • Winkel zum Tor zentral // seitlich
  • Schussstärke stark // normal // schwach

Wir haben dann über alle möglichen Parameter-Kombinationen des Torabschlusses historische Daten analysiert und im Ergebnis nach Treffwahrscheinlichkeit sortiert. Daraus ergaben sich drei Hauptgruppen der Großchancen:


Varianten Großchance vergeben:

  • Großchance versiebt
  • "gute" Großchance vergeben
  • "schwierige" Großchance vergeben

Besonders beim Schützen dient diese automatische Klassifikation aber nur als Basis.

Wir haben ja oben schon angedeutet, dass auch die Datenerhebung nicht immer glasklar und einfach ist: Stand beim Schuss beispielsweise doch noch ein Gegenspieler in der Schussbahn oder drängte ihn zumindest noch etwas ab, so dass das Label Big Chance eventuell doch gesetzt/entfernt werden müsste?

Diese und andere Fragen klären wir zunächst mit Opta ab und setzen es gegebenenfalls bei Uneinigkeit auch eigenständig anders. Die Datenerhebung bei Opta basiert ja auf menschlichen Wahrnehmungen und wir kontrollieren diese einfach nochmals mittels eigener Sichtung am Bildschirm. Und dann checken wir in einem weiteren Schritt nochmals alle oben aufgeführten Teilelemente, um die Chance so genau wie möglich zu klassifizieren.

So bekommt der Spieler Adam Szalai im Spiel gegen Bayern am letzten Wochenende eine "gute" Großchance vergeben , da wir seinen Abschluss trotz des direkten Kopfballs als "kontrolliert" einordnen und wir bei der Nähe zum Tor einen Treffer als wahrscheinlich erachtet, dementsprechend in der Szene eher ein Tor erwartet hätten (dass hier keine Großchance versiebt [Beispiel Filip Kostic gegen Freiburg] vergeben wird, liegt unter anderem an der tollen Parade von Neuer).

Im Gegensatz zu Nico Elvedi bei seinem Kopfball nach Freistoß von Hazard im Spiel gegen Leverkusen (Distanz zum Tor ist größer, er kommt gerade so noch an den Ball und setzt den Ball trotzdem sehr gut als Aufsetzer unten in die Ecke). Ein simples Großchance vergeben würde in unseren Augen der Elvedi-Szene nicht gerecht werden, deshalb bekommt er bei uns eine "schwierige" Großchance vergeben.

Diese feinen Unterscheidungen sind inklusive der Kontrolle zwar aufwendiger, aber für uns wichtig, damit die Bewertung am Ende so genau und fair wie möglich ist. Auch in unserem Notensystem basieren ja größere Plus- bzw- Minuspunkte auf den Großchancen, da sollte man dann schon ein gewisses Niveau an qualitativer Analyse erreichen und Werte nicht ungefiltert übernehmen.

Und wir machen das auch gerne, weil wir davon getrieben sind, eine datenbasierte Bewertung zu liefern, die so viele menschlich wahrnehmbare Elemente wie möglich in den Algorithmus integriert.