Mario Götze
Eintracht Frankfurt
Wunderkind auf Sparflamme

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Mario Götze kehrte zu Saisonbeginn als gefeierter WM-Held zurück an die Isar und avancierte mit sechs Toren in den ersten acht Bundesliga-Partien bis auf Weiteres zum besten Saisontorschützen des FC Bayern – als solcher ließ er sich erst zum Ende der Hinrunde durch Arjen Robben ablösen. Zum damaligen Zeitpunkt galt der 22-Jährige noch als einer der Superstars und Leistungsträger beim FC Bayern München.

Rund ein halbes Jahr später erfährt er in der Presse viel Kritik: Zu selten zeige er die von ihm erwarteten herausragenden Leistungen, zu wenig schöpfe er das vorhandene Potenzial aus. Obendrein reimten sich Boulevardmedien zuletzt Spekulationen über einen Tausch Götzes gegen den alsbald abwandernden Dortmunder Ilkay Gündogan zusammen.

Heute setzte sich die "Berliner Morgenpost" mit der Debatte um den Weltmeister auseinander und nahm dabei verschiedene Aspekte unter die Lupe. Im Kern resümierte die Zeitung, dass der beim BVB herangereifte Nachwuchsstar noch nicht in München angekommen zu sein scheint und dementsprechend dort keineswegs über jeden Zweifel erhaben ist.


Scheinbar keinen Stein im Brett

Als Götze vor etwa zwei Jahren für eine Ablöse von 37 Millionen Euro vom Rekordmeister verpflichtet wurde, hieß es zunächst, er sei eine Art Antrittsgeschenk für den neuen Trainer Pep Guardiola. Das darf aber wohl nur mit Abstrichen gelten, denn in puncto Neuerwerbung war ein anderes Wunderkind die erste Wahl des Katalanen: Brasiliens Superstar Neymar. FCB-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge konnte den Spanier letztlich umstimmen.

Ob dieser Faktor auch ein Grund dafür ist, dass Götze, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, unter Guardiola heutzutage nicht den Status eines gesetzten Spielers innehat?

Auch der "kicker" warf in der vergangenen Woche die Frage auf, warum der Edeltechniker in der Gunst Guardiolas nicht so weit oben steht. Dabei nahm das Fachblatt in erster Linie Götzes Nichtberücksichtigung in den vergangenen beiden Spielen gegen Borussia Dortmund – der ehemalige BVB-Akteur wurde jeweils spät eingewechselt – zum Anlass für sein Gutachten, das sich in summa für mehr Vertrauensbeweise vonseiten des Trainers aussprach. Abschließend ging der "kicker" einen Schritt weiter und stellte überdies die Sinnhaftigkeit der bis 2017 angesetzten Zusammenarbeit zwischen Götze und dem Ligaprimus infrage.


Außendarstellung als Problem

Bei einem Kaliber wie Götze ist die Wertung "ordentlich" jedoch gemeinhin nicht ausreichend – "herausragend" muss es sein. Daher rührt vermutlich auch die bescheidene mediale Resonanz. Dass diese so dürftig ausfällt, liegt darüber hinaus vielleicht am Auftreten des jungen Fußballers. Götze erweckt bisweilen den Eindruck der Unnahbarkeit, was von manchen als Gleichgültigkeit oder gar als Arroganz interpretiert wird.

Peter Hyballa, Götzes Trainer in der BVB-Jugend und heute U19-Coach von Bayer Leverkusen, steht seinem einstigen Schützling diesbezüglich in der "BILD" zur Seite und kritisiert eine mitunter verzerrte Beurteilung: "Wenn Mario mal eine Chance wie in Leverkusen liegen lässt, heißt es direkt: Der ist arrogant. Bei Thomas Müller finden es alle hingegen sexy und nicht so schlimm, weil er jedermanns Liebling ist und seine Emotionen total auslebt."

Während es für andere nach Emotionslosigkeit aussieht, beschreibt Hyballa das Auftreten des WM-Finaltorschützen als Coolness. Genau das mache seine Authentizität aus, denn Götze sei niemand, der nach Toren pathetisch umherjubelt. "Wenn er anfängt nach Toren Wappen zu küssen oder auf Knien an die Eckfahne rutschen würde, ist das nicht mehr Mario", so Götzes Förderer.

Zu guter Letzt hält Hyballa den vielleicht wichtigsten Gedankengang zur momentanen Diskussion parat: Ihm werde "viel zu schnell vergessen, dass er [Götze] auch erst 22 Jahre ist und am Anfang seiner Entwicklung steht." Ob Götze in diesem Zusammenhang "erst" oder "schon" seine fünfte Profisaison spielt, liegt wohl – ebenso wie die aktuelle Krittelei – im Auge des Betrachters.