Tanguy Nianzou
1. Bundesliga
Nagelsmann sieht „Teufelskreis“: Nianzou fehlt Verlässlichkeit

Kristian Dordevic

© imagoimages / Sven Simon

„Er ist jetzt keine 18 mehr“ – auf den ersten Blick mag dieser Satz von Julian Nagelsmann wie eine Mahnung an Tanguy Nianzou wirken. Allzu schroff hat der Trainer des FC Bayern München die Entwicklung des Defensivtalents am Freitag gewiss nicht dargestellt. Vielmehr beleuchtete er in gewohnter Manier viele Aspekte, auch die guten. Klar wurde aber: Ein Kernelement lässt der Franzose vermissen.

Und das hat unmittelbar Einfluss auf die Einsatzzeiten. Auch wenn die gar nicht so schlecht erscheinen. Nianzou wurde in den vergangenen Wochen regelmäßig in der Schlussphase eingewechselt (meist für fünf bis 15 Minuten), durfte am 4. und 5. Spieltag der Champions League sogar von Beginn an ran.

Ein Schönheitsfehler, der sich aber offenbar durchzieht: „Die große Überschrift über einer Leistung muss immer Verlässlichkeit sein“, betonte Nagelsmann, und „diese Verlässlichkeit fehlt ihm noch so ein bisschen.“


Nianzou hat den unbedingten Willen, zu verteidigen

Das Talent des seit Juni 19-Jährigen erachtet der FCB-Coach als unbestritten. Eine sehr gute Spieleröffnung mit herausragenden Pässen ins Mittelfeld attestierte er ihm. Und was er besonders gut finde, ist, dass Nianzou seiner Berufsbezeichnung (Verteidiger) gerecht wird.

Und das mit einem unbedingten Willen. „Da gibt es in Europa nicht mehr ganz so viele in seiner Altersstufe, die verteidigen wollen“, so Nagelsmanns Lob. Ob der Verteidiger ein Tor vorbereitet, sei ihm erst mal egal, stellte er klar, „wichtig ist, dass er keins für den Gegner vorbereitet.“


Nianzou muss sich beim FC Bayern „ein Stück weit“ selbst durchboxen

Zu Nianzous Leidwesen schlichen sich jedoch auch die negativen Situationen in sein Spiel ein, gar „haarsträubende Fehler“. Dass er nicht die Stabilität hat, liege unter anderem am fehlenden Rhythmus, was nicht ausschließlich die Schuld des Spielers sei.

Als neuer Trainer habe er sich erst mal ans Team gewöhnen und es stabilisieren müssen, obendrein sei besonders in der Hinrunde nur wenig Zeit für Training gewesen. Kein Platz für Experimente. „Da musst du als Spieler stabil sein, um die Spielzeit zu kriegen. Dann ist es ein kleiner Teufelskreis, dass du dich nicht entwickelst, weil es diese Spielzeit nicht gibt und die Verlässlichkeit deswegen nicht wirklich hochgeschraubt wird.“

Auch wenn es mit an der Gesamtkonstellation lag, dass Nianzou der Durchbruch noch nicht so recht gelungen ist, müsse er sich jetzt „ein Stück weit“ selbst aus dieser Lage befreien. Ein Schritt ist sicherlich, die Komponente Risiko herauszunehmen. „Einfach die Verlässlichkeit reinkriegen!“ Vermutlich leichter gesagt, als getan. Bis das gelingt, bleiben Kurzeinsätze wohl das höchste der Gefühle.