Borussia Dortmund
1. Bundesliga
Per­sonalpla­nung ohne Europapokal

Kristian Dordevic

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Als "eine gewisse Neujustierung" bezeichnet BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke laut "kicker" das, was in Dortmund nach Ablauf der Saison 2014/15 vorgenommen werden müsse. Kein radikaler Paradigmenwechsel, aber dennoch Modifikationen auf verschiedenen Ebenen.

"Es müssen Veränderungen her", gab schon Trainer Jürgen Klopp kürzlich gegenüber der "Sport Bild" zu verstehen und sprach auch nach dem Ausscheiden in der Champions League davon, nun einen dicken Strich ziehen zu müssen. Über die genaue Form der Umgestaltung konnte und wollte der Coach indes keine Auskunft geben.

Watzke allerdings wird um einiges konkreter und macht deutlich, dass ein Verpassen des internationalen Wettbewerbs eine personelle Entschlackung aus wirtschaftlichen wie auch sportlichen Gründen zur Folge hätte. "Ohne eine Doppelbelastung hätten wir die eine oder andere Planstelle im Kader zu viel", lautet sein unmissverständlicher Befund.


Überdimensioniert

Momentan weist der Profikader – inklusive der verliehenen Akteure – 29 Spieler auf. Allein Sebastian Kehls Vertrag läuft im Sommer aus, jedoch beendet der einstige BVB-Kapitän zum Saisonende ohnehin seine Karriere als aktiver Fußballer. Die Arbeitspapiere der restlichen Borussen laufen teilweise noch bis 2019.

Im vergangenen Geschäftsjahr betrugen die Personalkosten knapp 108 Millionen Euro, was gegenüber der ersten Meistersaison von Coach Klopp einen Anstieg um 75 Prozent bedeutet. Das Lizenzspielerbudget machte 2013/14 alleine 80 Millionen Euro aus. Ein Wert, den es von nun an zu deckeln oder zurückzufahren gilt. Nach Angaben des "kicker" wollen die BVB-Verantwortlichen den Betrag im Extremfall – sprich ohne Präsenz auf europäischer Bühne – sogar unter die 70-Millionen-Euro-Grenze drücken.


Personalkosten Borussia Dortmund

    • 2010/11: 61,5 Mio. Euro
    • 2011/12: 79,9 Mio. Euro
    • 2012/13: 106,2 Mio. Euro
    • 2013/14: 107,8 Mio. Euro


Wen trifft die Schlankheitskur?

Obschon der Verein bemüht ist, Schlüsselfiguren wie Marco Reus (Verlängerung bis 2019) oder Ilkay Gündogan (Verhandlungen laufen) zu halten, könnte mit Mats Hummels eine wichtige Mannschaftssäule wegbrechen. Im Angesicht der im Raum stehenden Ablösesummen (bis zu 45 Millionen Euro) scheinen sich die Westfalen jedenfalls eine Schmerzgrenze gesetzt zu haben, bei deren Erreichen man sich nachgiebig zeige. Auch der Kapitän selbst äußerte jüngst, sich anderweitige Engagements vorstellen zu können. Monetär könnte damit ein Champions-League-Ausfall kompensiert werden: Unter Berücksichtigung der damit einhergehenden Kosten und Prämien läge der Einnahmeverlust aus der Königsklasse bei mindestens 15 bis 20 Millionen Euro.

Weiterhin wird seit Längerem munter über die Abgänge der finanziellen Kaliber Henrikh Mkhitaryan und Ciro Immobile spekuliert (zusammen etwa 47 Millionen Euro Ablösekosten). Ebenso auf dem Prüfstand steht der Dortmunder Allrounder Kevin Großkreutz, dessen Vertrag 2016 endet.

Demgegenüber werden Eigengewächse wie Dzenis Burnic und Felix Passlack (beide Junioren-Nationalspieler) künftig vermutlich wieder stärker gefördert. Der 19-jährige Jeremy Dudziak unterschrieb erst kürzlich seinen ersten Profivertrag.

Aber unabhängig davon, wie drastisch oder milde die Schlankheitskur letztendlich ausfallen wird, "unseren Markenkern des seriösen Wirtschaftens werden wir nicht aufgeben", so Watzkes Gelöbnis im "kicker". Den Vereinsanhängern verspricht er, auch in der nächsten Spielzeit "eine ambitionierte Mannschaft an den Start schicken" zu wollen.