Hertha BSC | 1. Bundesliga

Talente sollen Hertha wieder sexy finden: Dárdai legt in Berlin los

17.04.2023 - 17:15 Uhr Gemeldet von: Robin Meise | Autor: Robin Meise

Hertha BSC hat sich mit Pál Dárdai einen alten Bekannten ins Boot geholt, um dem Abstiegsstrudel noch zu entkommen. Der 47-Jährige hat jüngst das Amt von Sandro Schwarz übernommen, der nach dem schwachen Auftritt gegen Schalke (2:5) als Cheftrainer entlassen wurde. Im Rahmen seiner Vorstellung hat Pál Dárdai ein paar Einblicke gegeben, wie er die Situation angehen will. Was klargeworden ist: Es wird nicht einfach nur auf die alten Recken setzen.


„Ab jetzt ist es meine Verantwortung, diese Mannschaft in der Liga zu halten. Zweimal haben wir schon bewiesen, dass das klappen kann. Aber dieses Mal reicht nicht nur harte Arbeit, sondern man braucht auch ein Quäntchen Glück“, sagte Dárdai, der Hertha BSC schon in der Vergangenheit in schwierigen Situationen erfolgreich unter seine Fittiche nahm.

Den Verein kennt Dárdai natürlich wie seine Westentasche, weshalb er auch gute Kontakte in den Jugendbereich hat, wo er sich nach dieser Saison ohnehin wieder einbringen wollte. „Eigentlich war der Plan, dass ich im Sommer zurück zur Akademie komme, weil das auch mein Wunsch ist. Dann kam der Anruf, dass sie mit mir reden wollen. Es hat ein bisschen länger gedauert, aber ich habe zugesagt.“

Mit den Nachwuchsspielern möchte Dárdai aber auch jetzt schon arbeiten und sie integrieren. Generell schmerzt es ihn, dass sich viele Eigengewächse aus Berlin verabschieden. „Ich will wieder dahin, dass die Hertha-Jugendspieler nicht weggehen vom Verein. Dass die Jugendspieler die Profi-Mannschaft so gut und sexy finden, dass sie da wieder Fußball spielen wollen. Im jetzigen Zustand wollen zu viele Talente weg von Hertha. Das ist nicht in Ordnung.“

Maza hat Chancen auf Kaderplatz

Nach seinem Karriereende als Profifußballer für Hertha BSC übernahm Dárdai 2012 einen Posten als Co-Trainer der U17, ehe er mit einem zwischenzeitlichen Abstecher zur ungarischen Nationalmannschaft und der einen oder anderen Aufgabe im Hertha-Jugendbereich nun bereits das dritte Mal zum Chefcoach ernannt wurde.

„Ich habe mein halbes Leben dafür gegeben, damit hier eine tolle Nachwuchsabteilung aufgebaut wird und dafür brauchen wir eine gute A-Mannschaft. Und wenn diese A-Mannschaft jetzt absteigt, dann mit mir und basta. Entweder bleibt sie mit mir drin oder sie steigt mit mir ab“, stellte Dárdai klar.

Mit Ibrahim Maza hat der neue Trainer bereits einen ersten Kandidaten ausgemacht, der Chancen auf einen Kaderplatz bei den Profis hat. „Ibo Maza ist zum Beispiel ein junger Spieler. Mit ihm habe ich zusammengearbeitet. Ich habe seinen Arsch genug getreten, dass er sich mehr bewegt und besser wird. Und schaut, wo er jetzt ist“, bilanzierte Dárdai, der ankündigte: „Er wird bei mir bestimmt dabei sein. Ich habe keine Angst, Jugendspieler reinzuschmeißen in einer wichtigen Situation.“

Ob Maza, der Anfang April erstmals zum Kader für ein Bundesligaspiel gehörte, die Ausnahme bleibt, wird sich zeigen: „Wir machen jetzt nicht extra groß Werbung. Ich muss erst einmal schauen. Für bestimmte Trainingsmethoden braucht es so und so viele Spieler. Es werden bestimmt einige Jugendspieler nachgeholt. Aber Maza ist schon ein Spieler, mit dem ich gearbeitet habe und der kreativ ist.“

Dárdai sieht Zehnerposition als Schwachstelle

Ganz gute Chancen auf Einsatzzeiten könnte der erst 17-jährige Maza womöglich direkt haben. Nicht nur seine Statistiken (19 Scorer in 24 Juniorenspielen), sondern auch die eher schwache Konkurrenz können ihm in die Karten spielen.

„Wir sind auf der Zehnerposition beziehungsweise auf der sogenannten hängenden Spitze nicht so gut besetzt. Denn Jove [Stevan Jovetić, Anm. d. Red.] ist oft verletzt. Da wissen wir nicht, wie es sein wird. Marco Richter kann da spielen zur Not.“

Dárdai grübelte weiter. „Aber ein ausgebildeter richtiger Zehner? Ich weiß nicht.“ Kevin Prince Boateng brachte er in diesem Zusammenhang noch ins Spiel, um dann direkt zurückzurudern: „Er hätte die Aufgabe früher, als er noch 22 war, lösen können. Aber ich glaube, heute ist es anders.“

Laut Einschätzung von LigaInsider dürfte Hertha BSC am Wochenende gegen Bremen in einem 4-2-3-1-System auflaufen. Da Jovetić, wie von Dárdai fast schon orakelt, zum Start der Trainingswoche wieder muskuläre Probleme hat, sehen wir aktuell die „Not“-Option Richter auf der Zehn. Boateng sieht Dárdai aber dennoch als „wichtigen Führungsspieler, den er braucht“, weshalb auch er Außenseiterchancen haben dürfte. Oder eben Jovetić wird doch rechtzeitig fit für die Startelf.

Quelle: Pressekonferenz | LigaInsider