Für den FC Bayern München geht es in der Champions League nur noch um die Frage, ob man als Erst- oder Zweitplatzierter ins Achtelfinale einzieht. Die zweite Variante erscheint bei Betrachtung der Souveränität, mit der Paris Saint-Germain durch die Gruppenphase marschiert, als die wahrscheinlichere.
Ehe es zum direkten Duell mit den Franzosen kommt, galt es heute für die Deutschen zunächst einmal, beim an den ersten vier Spieltagen punkt- und torlos (Torverhältnis 0:15) gebliebenen RSC Anderlecht die Hausaufgaben zu machen.
FCB-Trainer Jupp Heynckes wechselte im Vergleich zur Startelf, die den FC Augsburg am Samstag mit 3:0 besiegte, die Hälfte aller Feldspieler durch: Anstelle von Mats Hummels, Javi Martinez, James Rodriguez, Juan Bernat und Rafinha starteten Jérôme Boateng, Sebastian Rudy, Corentin Tolisso, Thiago (als Linksaußen) und zu guter Letzt Marco Friedl, der damit seinen Einstand bei der Profimannschaft feierte.
Den Belgiern war gleich anzumerken, dass der Abschied aus der Königsklasse mit Anstand und insbesondere nicht ohne eigenen Treffer erfolgen sollte, zudem liegt Rang drei für sie ja noch im Bereich des Möglichen.
Anderlecht betrieb im gesamten ersten Durchgang viel Aufwand, attackierte den Kontrahenten zumeist früh. Die erste große Chance gehörte schließlich auch den Gastgebern in Person von Teodorczyk (8. Minute): Ulreich rettete in der Eins-gegen-eins-Situation mit der Fußabwehr. Es sollte sich zum Privatduell von Halbzeit eins entwickeln.
Bis zum ersten Abschluss der Münchner, ein ungefährlicher Distanzschuss von Rudy, dauerte es eine Viertelstunde. Kurz darauf wurde Bayerns Tormann erneut geprüft, diesmal von Appiah (17.), dessen wuchtigen Schuss aufs kurze Ecke er abwehren konnte.
Ein einziges Mal griff dann auch Ulreich daneben, als er bei einem hohen Ball in den Sechzehner zu spät kam. Spajic (27.) konnte die Hereingabe im Luftduell mit Niklas Süle aber nicht kontrolliert verwerten, die Kugel kullerte deutlich nebens Gehäuse. Dann war Teodorczyk wieder an der Reihe, frei vor dem Neuer-Vertreter ließ er seine zweite Gelegenheit liegen.
Die Gäste hatten durch Lewandowski (33.) die erste gefährlichere Situation, ehe es zum nächsten Aufeinandertreffen der beiden Hauptdarsteller des Abends kam. Diesmal wurde Teodorczyk per kapitalem Fehlpass von Tolisso in Szene gesetzt, wieder war kein Vorbeikommen am Schlussmann des Bundesligisten (39.). Der deutsche Ligaprimus war mit dem 0:0 zur Halbzeit bestens bedient.
Und die das so ist: Wer vorne die Chancen liegen lässt, wird hinten dafür bestraft. Diese Fußballweisheit trat gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit ein.
Nachdem Tolisso für den zuvor verletzt ausgewechselten Robben – vor dem Pausenpfiff musste schon Thiago mit Beschwerden raus – auf die rechte Seite gerückt war, steuerte er gleich einen Assist bei, als er Lewandowski (51.) mit einem Querpass vors Tor optimal bediente. Das Leder musste nur noch über die Linie gedrückt werden, 1:0 für Bayern.
Sieben Minuten später war der Pole auf dem Weg zum 2:0, sein Flachschuss mit links ging knapp am langen Pfosten vorbei. Statt des zweiten Nackenschlags war RSC dann doch der Treffer vergönnt.
Teodorczyk zur Abwechslung erfolgreich, jedoch als Vorbereiter: Nach seiner Kopfballablage erzielte Kapitän Hanni (63.) aus sechs Metern Entfernung das aufgrund der ersten 45 Minuten verdiente Premierentor für die Hausherren. Dem Vorlagengeber sollte heute dagegen kein Glück vergönnt sein, sein nächster und letzter Versuch ging daneben (76.).
Quasi im Gegenzug schlug München abermals eiskalt zu. Eine starke Flanke von Kimmich verwertete Tolisso (79.) mit einem gut getimten Kopfball zur erneuten Führung. Das belgische Team beförderte den Ball zwar noch einmal ins Tor, der Treffer wurde wegen einer Abseitsstellung zu Recht nicht anerkannt.
Unterm Strich hielt der knappe Vorsprung bis zum Abpfiff, mit dem 2:1-Sieg wahrt FCB-Trainer Heynckes die weiße Weste.
? Butterweiche Flanke von #Kimmich und @CorentinTolisso köpft wunderbar ins lange Eck! #RSCAFCB 1-2 #UCL #MiaSanMia pic.twitter.com/ShiAMaVtz2
— FC Bayern München (@FCBayern) 22. November 2017
















Weiß gar nicht, wann ich zuletzt solch unstrukturierte, uninspirierte und scheinbar unmotivierte Bayern gesehen habe... Zur Halbzeit darf sich niemand über ein 0:3 beschweren. :D Mal gespannt, wie man sich gegen Paris schlagen wird.
doch in den letzten Spielen unter Ancelotti sah das auch so aus bzw. noch schlimmer, weil es zwei lustlose Halbzeiten waren
Ich persönlich habe sie wohl zuletzt in Borisov 2012 oder bei -20 Grad letztes Jahr in Rostov so schwach gesehen. :D Naja, hoffen wir, dass Heynckes weiß, was er mit der Rotation macht. Sehe sie bisher noch nicht so sattelfest, dass es in Gladbach auf Knopfdruck anderes laufen wird.
Gladbach ist eh immer so ne Sache, die letzten Spiele gingen schlecht aus und Gladbach ist gerade mal wieder gut drauf
Mit der Einstellung von gestern, geht in Mönchengladbach die "Jupp-Serie" zu Ende!
Das Gladbach ein Problem darstellen könnte glaube ich nicht. Man darf das gestrige Spiel nicht als Maßstab nehmen, denn wie wir alle wissen,: "springt ein gutes Pferd nur so hoch, wie es muss".
Naja. Dass es gestern sogar zu einem Sieg gereicht hat, lag sicher nicht daran, dass die Bayern gerade so das nötigste taten, sondern Anderlecht kaum bis keine Qualität im Abschluss nachweisen konnte. Hätte Teodorczyk nicht die Kaltschnäuzigkeit eines Marienkäfers ausgestrahlt, gehen die Bayern minimum mit 0:2 in die Kabine. Gerne sogar 0:3. So unorganisiert habe ich sie echt schon lange nicht mehr gesehen. Dass es gegen Gladbach ein anderes Spiel wird, ist mir schon auch klar und wenn das auf Knopfdruck wieder anders läuft, wäre ich der letzte, der sich darüber nicht freuen würde...