Am Sonntag entscheidet sich, ob der HSV seine Profi-Abteilung ausgliedert. In Hamburg hofft man, damit einem Trend entgegenzuwirken, der fast in die 2. Bundesliga geführt hätte.
Bevor es zur Mitgliederversammlung und Entscheidung kommt, werfen wir einen Blick zurück auf die letzten Spielzeiten. Während sich die Tabellenplätze zunehmend verschlechtern, steigen gleichzeitig die Verbindlichkeiten und Gewinn wandelt sich in wirtschaftlichen Verlust.
Tabellenplatzentwicklung seit 1990
Auf der Suche nach den Anfängen des Niedergangs muss man beim HSV einige Jahre in die Vergangenheit blicken. Bezeichnenderweise beginnt der Abstieg mit einer der erfolgreichsten Spielzeiten in der Klubgeschichte.
2008/09: Die Papierkugel
Top-Zugänge: Alex Silva, Mladen Petric, Thiago Neves, Marcell Jansen, Dennis Aogo, Albert Streit
Top-Abgänge: Vincent Kompany, Sidney Sam, Rafael van der Vaart, Mohamed Zidan, Nigel de Jong
In der Saison 2009/2010 spielen die Hanseaten unter Martin Jol, der die Nachfolge von Huub Stevens angetreten hat, die beste Saison seit 26 Jahren.
Man erreicht sowohl das Halbfinale im DFB-Pokal als auch UEFA-Cup. In beiden Wettbewerben heißt der Gegner Werder Bremen. Und zweimal scheidet man gegen den Erzrivalen aus. Unvergessen dabei die Affäre um die Papierkugel, die zur Ecke führte, nach der das entscheidende Tor für Werder Bremen fiel.
Trotz dieser Nackenschläge beschlossen die Hanseaten die Saison auf Platz 5 und qualifizierten sich damit für die neu eingeführte Europa League.
Wirtschaftlich sah zu dieser Zeit noch alles rosig aus, man erwirtschaftete einen Gewinn von 13,4 Millionen Euro.
2009/10: Verpasstes Finale Daheim
Top-Zugänge: Ruud van Nistelrooy, Marcus Berg, Eljero Elia, Zé Roberto
Top-Abgänge: Ivica Olic, Albert Streit
In der Saison 2009/10 begann das HSV-Gebäude zu bröckeln: Martin Jol verließ den Klub in Richtung Ajax Amsterdam und auch Dietmar Beiersdorfer wurde nach internen Streitigkeiten von seinem Posten als Sportchef entbunden.
Erneut erreichten die Hamburger in der Europa League das Halbfinale. Das Endspiel hätte vor heimischer Kulisse ausgetragen werden können. Doch man verpasste diese historische Chance und musste sich dem FC Fulham geschlagen geben.
Bruno Labbadia und später Ricardo Moniz führten den HSV als Trainer am Ende der Saison auf den siebten Platz. Zum ersten mal seit sechs Jahren verpasste der Klub damit die Qualifikation für das Internationale Geschäft.
Der Millionengewinn aus dem Vorjahr schrumpfte auf 280.000 Euro.
2010/11: Sammer-Posse und erste Millionenverluste
Top-Zugänge: Jaroslav Drobny, Dennis Diekmeier, Heiko Westermann, Heung-Min Son
Top-Abgänge: Jeromé Boateng, Marcus Berg
Armin Veh übernahm als Coach zu Beginn der Saison 2010/11 die Geschicke im Norden, unterstützt durch Michael Oenning als Co-Trainer.
Die Winterpause wurde dominiert von einer medialen Schlammschlacht um die Besetzung des Sportchef-Postens. Angeblich war man sich mit Matthias Sammer bereits einig, doch trotz ausverhandeltem Vertrag sagte der ehemalige Dortmunder kurzfristig ab.
Im März gab Trainer Armin Veh bekannt, den Verein zum Saisonende zu verlassen. Michael Oenning übernahm sein Amt bereits in der Rückrunde nach einer 0:6-Niederlage gegen die Bayern.
Auch in der Führungseben kam es erneut zu Umwälzungen: Bernd Hoffmann wurden als Vorstandsvorsitzender und Katja Kraus als Marketingvorstand ihrer Ämter enthoben. Carl-Edgar Jarchow, bereits zwischen 2001 und 2004 Aufsichtsratmitglied, wurde neuer Vorstandsvorsitzender.
Der finanzielle Verlust betrug am Ende der Spielzeit bereits 4,8 Millionen Euro.
2011/12: Das Arnesen-Missverständnis
Top-Zugänge: Jeffrey Bruma, Ivo Ilicevic
Top-Abgänge: Änis Ben-Hatira, Eljero Elia, Guy Demel, Ruud van Nistelrooy, Joris Mathijsen, Frank Rost, Piotr Trochowski, Zé Roberto
Frank Arnesen wurde zur Saison 2011/2012 als neuer Sportchef verpflichtet. Der ehemalige Co-Trainer bei PSV Eindhoven, Manager bei Tottenham Hostpur und Chefscout beim FC Chelsea bewies kein glückliches Händchen. Sowohl bei der Außendarstellung als auch bei der Verpflichtung einiger Chelsea-Talente bekam der Niederländer gehörigen Gegenwind aus Presse und Umfeld.
Unter anderem verpflichtete Arnesen gleich fünf angebliche Top-Talente vom FC Chelsea: Michael Mancienne, Gökhan Töre, Jacopo Sala, Slobodan Rajkovic und Jeffrey Bruma. Keiner der Spieler konnte sich in der Folge durchsetzen, Gökhan Töre wurde immerhin noch mit Gewinn verkauft.
Auf dem Trainerposten versuchte man sich zu Saisonbeginn noch mit dem Co-Trainer von Armin Veh. Doch Michael Oenning wurde nach 13 Spielen ohne Sieg beurlaubt.
Thorsten Fink bewahrte in der Folge den Bundesliga-Dino vor dem Abstieg und führte den HSV zum Ende der Spielzeit auf den rettenden 15. Tabellenplatz, gleichbedeutend mit der schlechtesten Platzierung der Hamburger seit ihrer 49-jährigen Bundesliga-Zugehörigkeit.
Der finanzielle Verlust erhöhte sich von 4,8 auf 6,6 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten stiegen auf 27 Millionen Euro an.
2012/13 | Die Verbindlichkeiten wachsen
Top-Zugänge: Rafael van der Vaart, René Adler, Milan Badelj, Maximilian Beister
Top-Abgänge: David Jarolim, Paolo Guerrero, Mladen Petric
Bereits der Beginn der Saison missriet: Man scheiterte gegen den damaligen Drittligisten Karlsruher SC in der ersten DFB-Pokalrunde.
Immerhin erreichte man zum Saisonende einen respektablen 7. Tabellenplatz. Die Spielzeit brachte dennoch die höchste Niederlage in der Vereinsgeschichte:2:9 gegen den FC Bayern München mit sich.
Finanziell steigt der Verlust erneut auf 9,8 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten wachsen auf 59 Millionen an.
2013/2014 | Nur die Relegation rettet den Dino
Top-Zugänge: Hakan Calhanoglu, Johan Djourou, Pierre-Michel Lasogga
Top-Abgänge: Dennis Aogo, Heung-Min Son
Der Beginn der Spielzeit läutete gleichzeitig das Ende von Frank Arnesen als Sportchef ein, Oliver Kreuzer übernahm dessen Amt. Auch Trainer Thorsten Fink wurde nach fünf Spieltagen entlassen und durch Bert van Marwijk ersetzt, der seinerseits durch Mirko Slomka ersetzt werden sollte.
Im Januar wird bekannt, dass den Klub angeblich Schulden in Höhe von 100 Millionen Euro drücken. Gleichzeitig wird der Vorstand von den Mitgliedern des Klubs beauftragt, die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in eine Aktiengesellschaft vorzubereiten.
Der Rest ist bekannt: Der HSV beendet die Saison auf dem 16. Tabellenplatz, kann sich durch ein 0:0 vor heimischer Kulisse und einem 1:1 bei der SpVgg Greuther Fürth in eine neue Saison retten und erhält die Aura des Bundesliga-Dinos am Leben.
Sondiert man die Gerüchteküche der letzten Wochen und Monate kann man eine komplette Bundesliga-Elf an Spielern aufstellen, die den Verein demnach verlassen sollen.
- Hakan Calhanoglu | Möchte zu Bayer Leverkusen
- Tomas Rincon | Vertrag läuft aus und soll nicht verlängert werden
- Rafael van der Vaart | Zu teuer für den HSV, Besiktas Istanbul soll Interesse haben
- Marcell Jansen | Zu teuer für den HSV, Kandidat in Gladbach
- Robert Tesche | Vertrag läuft aus und soll nicht verlängert werden
- René Adler | Angeblich zu teuer für den HSV
- Ivo Ilicevic | Soll von der Gehaltsliste gestrichen werden
- Jonathan Tah | Tafelsilber, aber Liverpool bietet neun Millionen Euro
- Tolgay Arslan | Der 1. FC Köln zeigt Interesse
- Milan Badelj | Anfragen aus der Bundesliga, England und Italien liegen vor
Update: Bei Tomas Rincon und Robert Tesche wurde der Abgang vom HSV bereits bestätigt.
Natürlich wird wohl nicht jeder der oben genannten Spieler den Verein verlassen. Fraglich, ob Gladbach nach der Verpflichtung von Fabian Johnson noch bei Marcell Jansen zuschlägt. Auch Milan Badelj kann möglicherweise gehalten werden.
Eine wichtige Rolle könnte Maximilian Beister beim Neuaufbau einer Mannschaft spielen.
Ganz spannend bleibt die Frage natürlich, ob Hakan Calhanoglu dem HSV erhalten bleibt, bereits jetzt üben beide Seiten mächtig Druck aus.
Ebenso spannend zu sehen, ob sich die Hanseaten die beiden Gehaltsmillionäre Rafael van der Vaart und René Adler werden leisten können und wollen. Für Adler stünde mit Jaroslav Drobny der passende Ersatz bereits im Kader.
Mit Per Ciljan Skjelbred und Artjoms Rudnevs kehren zwei Spieler in den Norden zurück, die im aktuellen Kader Ansprüche auf die Startelf stellen dürfen.
Wie sieht Eure Elf aus?
Geht Hakan Calhanoglu wirklich? Bleibt Rafael van der Vaart? Wie sieht Eure HSV-Elf 2014/2015 aus? Wir freuen uns über Eure Vorschläge in den Kommentaren.



Erklärst Du ihn mir, themo? In allen meinen Quellen war von Schulden die Rede.
Schulden und Verbindlichkeiten sind immer noch ein Unterschied lieber Ligainsider.
bezweifle das Schelle zurücjk zum HSV geht hat oft genug gesagt das er in Berlin bleiben will
Das stimmt. Es gibt einen Verein der noch mehr Chaos hat. Die Blauen. g
Selbst ich als Bremer kann dem HSV nur wünschen, dass die da oben endlich mal aufräumen
Wir haben seit 1966 einen Niedergang. Das was in Hamburg passiert is doch nichts dagegen :)