SV Werder Bremen | 1. Bundesliga

Marco Friedl: Der steinige Weg in die Bundesliga

21.11.2020 - 13:00 Uhr Gemeldet von: Bennet Stark | Autor: Bennet Stark

Dreieinhalb Minuten lang spricht Werder Bremens Cheftrainer Florian Kohfeldt auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Bayern München (15:30 Uhr) über die Personalie Marco Friedl, der auf seinen Ex-Klub trifft und dementsprechend extra-motiviert sein dürfte. Der Schritt nach Bremen war rückblickend aber alles andere als ein leichter. Der Weg vom kritisierten zum etablierten Bundesligaspieler.


Anfang 2018 liehen die Grün-Weißen den Verteidiger im Alter von 19 Jahren für eineinhalb Jahre aus. Einen mickrigen Einsatz über 45 Minuten in der Bundesliga hatte der in Kirchbichl (Österreich) geborene Abwehrmann zu dem Zeitpunkt absolviert. Aber die Bremer sahen etwas in Friedl, der im Sommer 2019 für etwa 3,5 Millionen Euro fest verpflichtet wurde. Eine Investition in die Zukunft.

Friedl hat bei Werder Bremen schwere Zeit hinter sich

Die Saison 2018/19 verlief aber zunächst weniger gut. Der katastrophale erste Startelfeinsatz am 9. Spieltag beim 2:6-Debekal gegen Bayer 04 Leverkusen ließ starke Kritik aufkommen. Doch diese wurde zunehmend leiser, spielte Friedl doch kaum noch. In der Folge waren es bis Saisonende gerade noch fünf Einsätze. Ein 2018/19, das sich Friedl im Trikot der Hanseaten sicher anders vorgestellt hatte.

Ein Jahr später wurden die Einsätze Friedls vonseiten Kohfeldts wieder sukzessive gesteigert, doch die negativen Stimmen wurden nicht leiser. Im Gegenteil: "Er stand ja schon extrem in der Kritik, wenn man gerade an die Hinrunde denkt, als er dieses eine Gegentor gegen Gladbach mit Sicherheit besser hätte verteidigen können. Aber was danach alles über ihn hereingebrochen ist, das war schon heftig für einen jungen Spieler", erinnert sich der Übungsleiter der Norddeutschen zurück.

Friedl hat in seiner Zeit beim SV Werder nicht wenige Hindernisse überwinden müssen. "Es gab Zeiten, wo Marco nicht im Kader war. Und es gab Zeiten, wo wir ihm immer im besten Sinne vonseiten des Trainerteams auch zeigen mussten: 'Hey, geh mal lieber in die Richtung und nicht in die Richtung, in die du gerade willst'", so Kohfeldt, der glücklich darüber ist, wie "unglaublich" Friedl in dieser Zeit gereift sei.

Er habe alle Kritik und jedes Hindernis überwunden und es mit sich ausmachen können. "Er hat es immer sehr, sehr gut angenommen und dabei immer seine persönliche, humorvolle Art erhalten", zeigt sich Kohfeldt voll des Lobes für seinen Schützling. Und wie man sieht, hat die schwere Zeit den Verteidiger letztlich doch in die Bundesliga geführt, auch wenn es ein sehr steiniger und harter Weg war.

Werders junge Spieler können zu Friedl aufschauen

Friedl ist damit ein sehr gutes Beispiel für viele junge Spieler im Verein, die eben sehen, dass man in der Entwicklung auch Rückschläge erleidet, daraus allerdings die richtigen Schlüsse ziehen muss, um es dann danach eben besser zu machen.

Kohfeldt erläutert dazu: "Ich nenne da einen Felix Agu, einen Romano Schmid und einen Ilia Gruev, die alle jetzt in so einer Phase sind, die Marco auch kennt. Man muss sich akklimatisieren, man muss sich an die Bundesliga gewöhnen, man darf nicht zu ungeduldig werden und muss trotzdem immer weiter Gas geben."

Das Beispiel Friedl zeigt deutlich: Kohfeldt gibt jungen Spielern die Chancen, die sie brauchen, um sich zu etablieren, er kann eine Brücke aus dem Jugendbereich in den Profibereich bauen. Eine Brücke, die auch Friedl offen stand und die er gegangen ist.

Platz auf der "Sonnenseite" hat sich Friedl erarbeitet

"Jetzt steht er gerade so ein bisschen auf der Sonnenseite, er wird belohnt für seine harte Arbeit, er spielt und er wird auch öffentlich gut gesehen und positiv begleitet", lautet Kohfeldts Zwischenfazit. "Wir haben ihn dabei unterstützt. Und jetzt ist er da, wo er ist. Auf dem Weg zu einem absolut gesetzten Innenverteidiger in der Bundesliga." Ein Verteidiger, der aber noch Potential hat, wie Kohfeldt betont.

Und hier nimmt Kohfeldt gleich einige Fußball-Fachbegriffe in den Mund, um nur mal aufzuzeigen, dass der Weg von Friedl noch lange nicht vorbei ist.

"Er muss noch sein Andribbeln verbessern im Spiel mit dem Ball, sein Entscheidungsverhalten, auch mal ballfern zu denken, deutlich mehr Winkel zu spielen im Spielaufbau – seine Spielverlagerung ist jetzt schon top, aber ich meine damit eher, kurze Pässe zu spielen", startet Kohfeldt seine Liste. Obendrein sei das Kettenverhalten und die Querverschiebung noch nicht optimal. Bei der Mannorientierung im Strafraum sei mit Sicherheit auch Potential.

"Was ich damit sagen will: Er ist schon ein sehr ordentlicher Bundesligaspieler. Aber da ist noch was drin. Und ich wünsche mir, dass er diesen Ehrgeiz, den er die letzten zweieinhalb Jahre investiert hat, um dahinzukommen, wo er jetzt ist, weiter investiert, um noch weitere Schritte zu gehen, weil er ist noch nicht am Ende."

Dementsprechend freue sich Kohfeldt, der als Trainer beim SV Werder Bremen selbst den Schritt in den Profibereich geschafft hat, einen Spieler wie Friedl zu trainieren und zu verbessern. "Er ist ein sehr, sehr gutes Beispiel dafür, wie und mit welcher Einstellung man sich in den Profibereich hineinentwickeln kann."

Quelle: Pressekonferenz

  • KOMMENTARE
  • 21.11.20

    Guter Beitrag ??
    Solche eher eigenen redaktionellen Beiträge müssten mal irgendwie gekennzeichnet werden. (Im Gegensatz zu reinen Info-News mit fremder Quelle)

  • 21.11.20

    Wäre schon krass wenn Bremen ihn über Jahre mitschleift, viele Fehler zulässt und dann wo er es schafft sich durchzusetzen wechselt - bin gespannt wie das weitergeht.

    • 21.11.20

      Warum wäre das krass?
      Genau das ist doch das Ziel von Ausbildungsvereinen (zu denen für mich mittlerweile auch Bremen gehört).
      Er hat nur noch 1,5 Jahre Vertrag und Bremen braucht unbedingt Geld. Dementsprechend würde mich ein Wechsel im Sommer eher nicht überraschen.

    • 21.11.20

      Sorry aber das stimmt so nicht. Das Ziel von Ausbildungsvereinen ist nicht einen Spieler jahrelang Fehler machen lassen und ihn genau dann zu verkaufen, wenn er sich stabilisiert hat.

      Vielmehr möchte man auch einen gewissen Zeitraum von der Leistung eines Spielers profitieren und ihn erst dann verkaufen. Schließlich hat der Verein auch viel investiert was bspw. Gehalt oder auch das gezielte Zulassen von Fehlern betrifft.

      Ein Wechsel im Sommer bei einem Jahr Restvertrag sprechen wir nicht von einer gelungenen Ausbildung, wovon auch der Verein genügend profitiert hat.

    • 21.11.20

      So ist das Business ?‍♂ Leider oder nicht, sei dahingestellt. Man nehme mal den SC... welche guten Spieler durften sie behalten, respektive wo würden sie sogar stehen. So ist das Leben

    • 21.11.20

      Keine Frage. Ich beschreibe ja nur, daß so eine Konstellation dem Verein nur wenig nützt.