Nach der schweren Verletzung von Kauã Santos im Europa-League-Viertelfinale gegen Tottenham (0:1) steht für Eintracht Frankfurt eine entscheidende Woche an. Wie die Sport Bild berichtet, wird der 22-jährige Torwart in den kommenden Tagen eingehend untersucht. Dabei geht es um die Frage, ob das verletzte Knie operiert werden muss. Das Ergebnis dürfte maßgeblichen Einfluss auf die Ausfallzeit des Brasilianers haben.
Entwarnung im klassischen Sinn gibt es zwar nicht, doch immerhin: Laut Informationen des Magazins handelt es sich bei Santos’ Verletzung nicht um das vordere, sondern um das hintere Kreuzband – eine für Torhüter typische Verletzung, die meist durch direkte Krafteinwirkung, nicht durch Drehbewegungen entsteht. Der Unterschied ist medizinisch nicht unerheblich.
Konservative Behandlung möglich
Sportmediziner Prof. Dr. Werner Krutsch erklärt gegenüber der Sport Bild, dass das hintere Kreuzband deutlich stabiler sei als das vordere: „Wenn jemand bei einer hinteren Kreuzbandverletzung weiterspielt, spricht das für einen Teilriss.“
Genau das tat Santos anscheinend. Trotz Schmerzen und einem instabilen Gefühl im Knie absolvierte er nach dem folgenschweren Zusammenprall mit James Maddison noch 66 Minuten inklusive Nachspielzeit.
Ob eine Operation nötig wird, hängt laut Krutsch nicht allein vom MRT-Befund ab. Entscheidend seien die Stabilitätstests im Rahmen der weiteren Untersuchung. Sollte das Knie stabil genug sein, könnte eine konservative Behandlung erfolgen – dann läge die Ausfallzeit bei drei bis vier Monaten. Muss hingegen operiert werden, würde Santos wohl bis zu neun Monate fehlen.
Trapp wieder im Fokus: Vertragsklausel könnte greifen
Die Verletzung ist ein herber Rückschlag für das Frankfurter Torwarttalent, das gerade die Aussicht hatte, zur neuen Nummer eins aufzusteigen. In der Bundesliga und auf europäischer Bühne überzeugte Santos mit mutigem, modernen Torwartspiel – selbst englische Topklubs wie Tottenham Hotspur und Manchester United sollen bereits aufmerksam geworden sein.
Durch Santos’ Ausfall hat Kevin Trapp wieder das Tor übernommen – und beim 0:0 gegen den FC Augsburg mit einer starken Leistung gleich ein Ausrufezeichen gesetzt. Der Kapitän könnte nun nicht nur sportlich profitieren: Sollte er in der kommenden Saison auf rund 25 Bundesliga-Einsätze kommen, greift laut Sport Bild eine Vertragsklausel, die seinen laufenden Vertrag (bis 2026) automatisch bis 2027 verlängert.
Während Trapp also auf dem Platz gefordert ist, wartet Santos auf eine medizinische Entscheidung, die für seine mittelfristige Karriere von großer Bedeutung sein wird. Fest steht: Das nächste Update könnte wegweisend sein – für den Spieler und für die Eintracht hinsichtlich der weiteren Planung auf der Torwartposition.
Die konservative Behandlung wäre aus Ärztesicht schon OP.
Englische Topklubs wie Manchester United und Tottenham Hotspur? Ich weiß schon wie das gemeint ist aber ist trotzdem ein bisschen lustig wenn die gerade gegen Platz 17 spielen.
Ist das hintere Kreuzband nicht sogar noch schlimmer wenn es reißt?
Nein, auf gar keinen Fall.
Endlich kommt das auch mal bei den Profis an, dass unters Messer legen nicht immer die beste/einzige Option ist.
Das hintere Kreuzband wird meistens nicht operiert, handelt sich nicht wie meistens um das vordere Kreuzband, sonst wäre er schon operiert 😁
Das kann nur von jemandem kommen, der noch nie einen Kreuzer hatte
Ich hatte vor längerer Zeit selbst einen vorderen Kreuzbandriss, der bei mir nicht operativ, sondern konservativ behandelt wurde. Ich studiere Sportwissenschaften und spiele Fußball in der Oberliga. Damals war ich bei mehreren Ärzten in Deutschland, die alle zu einer Operation geraten haben. Wisst ihr eigentlich, wie viel Geld eine Klinik mit einer Kreuzbandoperation verdient? Schließlich war ich bei einem renommierten Arzt in der Schweiz, der zahlreiche Nationalspieler aus dem Fußball und Handball betreut, und auch er bestätigte mir, dass heutzutage viel zu viele Kreuzbandrisse, selbst vordere, operiert werden.
Es gibt verschiedene Arten von Kreuzbandrissen und entscheidend ist immer, wie stabil oder instabil das Knie tatsächlich ist. Meine Masterarbeit habe ich über die konservative Behandlung einer vorderen Kreuzbandruptur geschrieben und dabei eine Vielzahl an Studien ausgewertet. Die Erfolgschancen einer konservativen Therapie sind mindestens genauso hoch, teilweise sogar höher, als bei einer Operation, vor allem weil der Körper durch die Entnahme einer Sehne und die weiteren negativen Folgen einer Operation zusätzlich belastet wird.
Gerade im Profibereich stehen leider häufig finanzielle Interessen im Vordergrund, sowohl bei den Vereinen als auch bei Ärzten und Kliniken. Spieler werden dadurch oftmals vorschnell zur Operation gedrängt, ohne dass Alternativen überhaupt in Betracht gezogen oder thematisiert werden. Natürlich gibt es Kreuzbandrisse, die definitiv operiert werden müssen, und das ist auch bei den meisten der Fall, aber eben nicht bei allen. Für viele Patienten gibt es bessere Optionen.
Ich kann nur empfehlen, sich die Zeit zu nehmen, wissenschaftliche Artikel und aktuelle Studien zu diesem Thema zu lesen, ihr würdet euch wundern, was heutzutage alles möglich ist und welche Alternativen zur Operation es gibt.
Hey Daumi, spannendes Thema.
Ich beschäftige mich aus der Mediziner Sicht mit dem Thema und habe in meinen Recherchen herausgefunden, dass die konservative Therapie eher etwas für den Hobbysportler ist. Die OP erscheint bei maximale Belastung, wie dem professionellen Fußball, jedoch die sinnvoller Lösung zu sein.
Hast du irgendwelche Daten zur Therapie der Kreuzbandruptur normiert nach Belastung?
LG
Malte
Und der renommierte Arzt aus der Schweiz hat dich sicherlich für ein Appel und ein Ei behandelt. Aber ja ich verstehe deinen Ansatz. Bei vielen Amateursportlern wird zu schnell zur OP geraten - ich denke im professionellen Bereich sind genug Experten am Start, die genauestens evaluieren, inwieweit eine konservative Behandlung Sinn macht oder nicht. Aufs Geld kommt es denen dabei sicher nicht an.
Ich denke mal die meisten Leute wissen nicht was bei einer Kreuzband-OP gemacht wird. Ich hatte selbst einen Teilriss des Kreuzbands als Hobby-Sportler und habe mich von einem erfahrenen Chirurgen beraten lassen. Der hat sich mein Knie/MRT angeschaut und mir dazu geraten mit OP erstmal zu warten und die Entscheidung war goldrichtig. Ich hatte zwar lange Beschwerden aber nach ein paar Monaten war das Knie wieder ziemlich belastbar und mittlerweile merke ich gar nichts mehr davon. Ich bin echt froh, dass ich mir nicht eine Sehne entnehmen und sie mir anstelle des Kreuzbands einsetzen habe lassen. Eine Sehne ist halt kein Band und wird auch nie eins. Ich hoffe Santos kommt um die OP herum und wird auch so möglichst bald wieder fit.